Psychologie

"Landkarten" zum gegenseitigen Verstehen

Psychologie Psychologie für den Alltag Ermutigung

Psychologie für den Alltag

Ermutigung

Aus der Sicht der Individualpsychologie möchte jeder Mensch

  1. das Gefühl haben, zu den anderen dazuzugehören
  2. einen eigenen Beitrag leisten, der von den anderen auch anerkannt wird.

Dieses Streben gehört zu den Grundmotivationen menschlichen Lebens. Jemanden ermutigen heißt daher, ihm zu helfen, sein Gemeinschafts-gefühl zu aktivieren , um diese beiden Ziele zu erreichen.

Gemeinschaftsgefühl entwickeln bedeutet nicht, sich einfach an die anderen anzupassen. Vielmehr heißt es,auf der Grundlage der Gleichwer-tigkeit aller Menschen, einen Beitrag zu deren weiteren Entwicklung zu leisten. Häufig ist es sogar wichtig, anders zu handeln, als die anderen es erwarten, wenn es dem Wohl der Gemeinschaft dient.

Wenn wir jemanden ermutigen wollen, müssen wir uns darüber klar sein, daß wir niemanden zwingen können, sich von uns ermutigen zu lassen. Ausschlaggebend für den Erfolg der Ermutigung ist die zwischenmenschliche Beziehung zwischen dem, der ermutigen will und dem, der ermutigt werden soll. Ermutigung zielt darauf ab, den anderen selb-ständig werden zu lassen, damit er lernt sich auch selbst zu ermutigen.

Bei unserem Ziel, jemanden zu ermutigen, können wir 3 Aspekte in den Vordergrund stellen:

  1. den Menschen selbst
  2. sein Handeln
  3. die Folgen seines Handelns

Wenn wir uns auf den Menschen selbst konzentrieren, geben wir ein Urteil über ihn ab. Wir sagen z.B. "Das hast Du gut gemacht". Damit erreichen wir aber keinesfalls die Selbständigkeit des anderen, sondern wir machen ihn von unserem Urteil abhängig, indem wir ihn loben. Das ist der grundsätzliche Unterschied zwischen Lob und Ermutigung; beim Lob urteilen wir über den Menschen, bei der Ermutigung konzentrieren wir uns auf sein Handeln und die Folgen seines Handelns. Wir überlassen es dem andern, daraus auf sich Rückschlüsse zu ziehen. Damit er seine Leistung selbst beurteilen kann, müssen wir also unsere Ermutigung begründen. Unser Ermutigungsversuch wirkt unglaubwürdig, wenn der andere keinen Grund erkennen kann. Wenn wir beispielsweise zu unseren Kindern sagen: "Du hast Dich intensiv auf die Klassenarbeit vorbereitet, und jetzt hast Du eine gute Note erhalten", so ist das auch für unser Kind selbst nachvollziehbar, daß es aus eigener Anstrengung etwas gut gemacht hat. Wenn wir aber nur sagen: "Das hast Du gut gemacht" kann es nicht erkennen, auf welchem Weg wir zu unserem Urteil kommen, und es wird nicht lernen, wie es sich selbst ermutigen und dadurch auch selbständig werden kann.

Der Wert einer Ermutigung hängt auch davon ab, welches Ziel wir dabei Verfolgen. Ermutigung kann nicht gelingen, wenn wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen. Sie wird zur Lüge, wenn wir dafür Aufmerksamkeit, Beliebtsein oder Dankbarkeit haben wollen. Unser Ziel muß es sein, dem anderen eine Freude zu machen, ihm helfen zu wollen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Mit anderen Worten: Wenn der andere selb-stän-diger werden soll, müssen wir immer "überflüssiger" werden.

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