Psychologie

"Landkarten" zum gegenseitigen Verstehen

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Psychologie für den Alltag

Sackgassen

Manchmal haben wir Erwartungen, von denen wir annehmen, sie müßten uns von anderen erfüllt werden. Und wenn sie uns dann nicht erfüllt werden, merken wir plötzlich, daß wir ein Problem haben. Probleme sind jedoch nicht einfach da - sie werden gemacht! Wie das geht? Das geht ganz einfach!

Man nehme eine Situation, die einem nicht gefällt. Dann stelle man sich zur Verbesserung der Situation eine Lösung vor - möglichst eine Ideallösung - und vergleiche sie mit der gegebenen Situation. Weicht die augenblickliche Situation von der gewünschten ab, und läßt sich diese Abweichung von uns nicht so ohne weiteres beseitigen, so hat man sich ein Problem geschaffen. Wäre die gewünschte Situation für uns überhaupt nicht erreichbar, so hätten wir uns sogar ein unlösbares Problem geschaffen. Wir wären dann in einer Sackgasse gelandet, aus der wir nur dann wieder herauskommen, wenn wir umkehren. Und dann uns nach brauchbareren neuen Wegen umschauen.

Die meisten unlösbaren Probleme werden dadurch geschaffen, daß jemand erwartet, die anderen sollten sich so verhalten, wie er sich das vorstellt. Oft tun sie das aber nicht. Dann haben wir das Problem, die anderen zu veranlassen, sich zu verändern. Kein Mensch kann aber einen anderen ändern. Also bleibt nur die Möglichkeit übrig, sich selbst zu ändern. Doch nach unserer Auffassung ist das für uns unzumutbar. erleiden Wenn wir uns ändern, erleiden wir einen Qualitätsverlust (unseres Lebensgefühls), was wir unbedingt vermeiden wollen. Das heißt, aus unserer Sicht, haben wir gar keine echte Wahl mehr. Aber wir unterstellen den anderen, sie hätten eine, die sie uns aber nicht zur Verfügung stellen. Wir fühlen uns von ihnen abhängig.

Darin liegt “der Hase begraben”, wie man sagt. Hätten wir Wahlmöglichkeiten, d.h. Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten in einer gegebenen Situation, die uns erlauben würden, unser gewünschtes Lebensgefühl zu erfahren, ohne daß sich andere ändern müßten, so müßten wir uns nicht abhängig fühlen.

Wir würden uns autonom fühlen und unser sogenanntes “Problem” würde sich unversehens in Wohlgefallen auflösen. Das klingt wie Zauberei, ist aber keine, wenn man gelernt hat, wie es geht.

Jeder hat schon Situationen erlebt - und erlebt sie auch immer wieder - in dem es einem gut geht. In solchen Situationen, haben wir ein gutes Lebensgefühl und verfügen über alle Fähigkeiten, die wir in der gegebenen Situation brauchen, um dieses Gefühl aufrechtzuerhalten oder gar noch zu stärken. Das nennt man einen Ressourcezustand. Doch das bleibt nicht als Dauerzustand bestehen. Die Situation ändert sich und allmählich wieder - oder auch plötzlich. Wir erleben, daß unser gutes Lebensgefühl schwindet und anderen Gefühlen Platz macht: Enttäuschung, Angst, Verletztsein, Trauer usw. Meist können wir den “Schuldigen”, der das ganze ausgelöst hat, in unserer Umwelt sofort feststellen. In solchen Stimmungen fühlen wir uns von den betreffenden Personen abhängig.

Aber manchmal gibt es auch Stimmungen, z.B. Depressionen, wo das nicht so einfach möglich ist. Das nennt man dann einen Problemzustand. Gottseidank ist das aber auch kein Dauerzustand und irgendwann geht es uns dann wieder besser.

Im Problemzustand ist unser Blickfeld eingeengt. Wir sind auf das vermeintliche Problem fixiert und erleben ein Defizit in unserem Lebensgefühl. Dies ist sicherlich keine gute Ausgangsbasis für die Lösung unseres Problems. Machen wir es doch so, wie wir uns verhalten würden, wenn wir auf der Straße in eine Sackgasse geraten sind: Kehren wir einfach um! Lenken wir unsere Aufmerksamkeit in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Gehen wir zu dem Ausgangspunkt zurück, an dem alles noch für uns gestimmt hat. Wo wir noch frei entscheiden konnten, wo wir uns hinbewegen wollen. Was hat uns bewogen, in die Sackgasse hineinzufahren und nicht einen der anderen Wege zu wählen? Vermutlich wissen wir zunächst darauf keine Antwort. Wir können uns nicht vorstellen, daß wir auch hätten anders handeln können: “Es” geschah einfach. Oder wir projizieren die “Ursache” und geben anderen die Schuld. Das ist zwar im Moment unsere Situation, aber sie muß nicht so bleiben. Eine Metapher soll uns die Anleitung geben, wie wir uns helfen könnten.

Wir fahren die Straße entlang und biegen unversehens in eine Sackgasse. Wir brauchen einige Zeit bis wir merken, daß es hier nicht weitergeht und umkehren. Es ist nicht unsere Schuld. Wir fahren die Straße entlang biegen unversehens ein und merken, das wir wieder in der Sackgasse gelandet sind, die wir schon kennen. es ist nicht unsere Schuld.

Wir fahren die Straße entlang biegen aus Gewohnheit an derselben Stelle wieder ein, obwohl wir wissen oder zumindest ahnen, daß es wieder die Sackgasse ist. Es ist unsere Schuld.

Wir fahren die Straße entlang, bemerken die Abzweigung in die Sackgasse, fahren aber bewußt nicht hinein, weil wir gelernt haben, daß uns das nichts bringt.

Wir fahren eine ganz andere Straße entlang.

Dieses bewußte erleben in 5 Phasen sind für mich die beste Anleitung, Problemzustände vermeiden zu lernen, die ich je kennengelernt habe. Ich habe sie auf die von mir gewählte Metapher der Sackgasse angepaßt und würde mich freuen, wenn auch Ihr Gefallen an ihr fändet.

Das faszinierende daran ist, daß sich Probleme von selbst zu lösen beginnen, wenn wir uns vom Problem lösen! Das Problem ist nicht, daß es Sackgassen gibt! Natürlich könnten wir in keine Sackgassen mehr fahren, wenn es keine gäbe. Und natürlich könnten wir fordern, daß keine Sackgasen mehr gebaut würden. Aber ist das realistisch? Wäre es überhaupt wünschenswert? Ist nicht das Wohnen in Sackgassen für viele von uns besonders angenehm, weil der Verkehrslärm der Durchgangsstraße entfällt? Aber da sind sie für uns kein Problem. denn da sind wir dann zuhause. Nur wenn wir irgendwo Bestimmtes hinwollen und wir den Weg dorthin nicht kennen, ist es hinderlich, wenn wir unversehens in einer Sackgasse landen. Aber müssen wir deshalb die Sackgasse zu unserem Problem machen? Nicht die Rede davon! Wir könnten lernen, Sackgassen als das zu nehmen, was sie sind: Wege die irgendwo enden. Nicht mehr! Sie sind weder gut noch schlecht. Und wir könnten lernen sie zu meiden oder einfach wieder umzudrehen ohne daß unserer Lebensgefühl dabei leiden muß.

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