Psychologie

"Landkarten" zum gegenseitigen Verstehen

Psychologie Psychologie für den Alltag Gemeinsankeit herstellen

Psychologie für den Alltag

Gemeinsamkeit herstellen

Menschen wollen ihren Standpunkt vertreten, dem anderen erklären, wie sie über eine Sache denken und ihn möglichst von der eigenen Anschauung überzeugen, aber mit ihrem Gesprächspartner Gemeinsamkeiten herstellen, daran denken die allerwenigsten.

Es scheint, als ob sie einen Meinungsaustausch so verstehen würden: Der andere kommt mit seiner Meinung zu mir und geht mit meiner Meinung wieder fort. Aber wäre es nicht furchtbar langweilig, wenn wir alle mit der gleichen Meinung herumliefen?!

Häufig werden wir in unseren Kursen gefragt: „Wie kommuniziert man richtig?“ Diese Frage ist - so allgemein gestellt - prinzipiell unentscheidbar! Kommunikation ist ein zyklischer dialogischer Prozeß, dessen Ablauf ich allein nicht bestimmen kann. Sage ich das eine, reagiert der andere so, sage ich etwas anderes, reagiert der andere auch wieder anders. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Mein Tun hat nur jeweils unterschiedliche Konsequenzen. Um entscheiden zu können, was für mich richtig ist, muß ich wissen, was ich will und dann bereit sein, für meinen Teil, die Verantwortung zu übernehmen.

Gemeinsamkeiten herstellen heißt nicht, Meinungsgleichheit herzustellen! Die wichtigsten Gemeinsamkeiten sind „Ich bin ok., Du bist ok.“ und „ich habe meinen Platz, Du hast Deinen Platz“. Alles andere ist nachrangig und läßt sich regeln, z.B. wie wir mit den unterschiedlichen Meinungen umgehen wollen.

Somit ist klar, wie wir vorgehen müssen, wenn wir Gemeinsamkeiten herstellen wollen:

  1. Wir brauchen irgendeinen Kontakt, eine echte Begegnung mit dem anderen, auf der Basis von Achtung und Gleichwertigkeit. Wenn der andere in Eile ist, oder ihn gerade etwas in Anspruch nimmt, werden wir kaum ausreichend Kontakt bekommen, um erfolgreich mit ihm kommunizieren zu können..
  2. Wir müssen uns bemühen zu verstehen. Uns selbst verstehen, den anderen verstehen, die gemeinsame Situation und Beziehung verstehen.
  3. Wir müssen für alles, was wir verstehen oder auch nicht verstehen, Verständnis haben. Wir müssen es billigen, die Situation annehmen, so wie sie sich uns darstellt und sehen, was wir gemeinsam mit dem anderen daraus machen können.

Das Ganze kann verglichen werden mit einer Treppe, die wir nach und nach erklimmen. Wenn wir die Stufen 1 - 3 erfolgreich erklommen haben, dann werden wir feststellen, daß immer mehr Vertrauen entsteht. Aber seinen wir auf der Hut! Wir haben damit keinen „Persilschein“ gewonnen. Das Vertrauen, das wir gewonnen haben, kann mit einem Satz wieder zerschlagen werden. Es wird uns daher nicht gelingen, das entstandene Vertrauen dafür zu mißbrauchen, den anderen über den Tisch zu ziehen.

Vertrauen ist die Voraussetzung dafür, daß Konsens entstehen kann. Im Konsens stellen wir die Gemeinsamkeit darüber her, wie wir mit einem Sachverhalt, einer Situation umgehen wollen. Ohne Vertrauen schaffen wir bestenfalls einen Kompromiß. Kompromisse sind jedoch Ergebnisse eines Machtspiels und nicht von Dauer. Sobald einer der Beteiligten glaubt, daß sich die Machtverhältnisse verschoben haben, wird er versuchen, den Kompromiß zu seinen Gunsten zu verändern.

Kommunizieren ist zweifellos eine Kunst. Aber es kommt dabei viel weniger als wir glauben auf die Technik an, sondern auf unsere innere Einstellung. Gute Kommunikatoren sind in der Lage, sich in den anderen einzudenken und einzufühlen. Die Fähigkeit „mit den Augen des anderen zu sehen, mit den Ohren des anderen zu hören und mit dem Herzen des anderen zu fühlen“ nannte Alfred Adler „Gemeinschaftsgefühl“. Ein Mensch mit Gemeinschaftsgefühl schaut nicht nur auf sich, auch nicht nur auf den anderen, sondern auch auf das Ganze. Das Ganze wird repräsentiert und charakterisiert durch die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern. Wenn Gesprächspartner sich über ihre Beziehung einig sind, können sie über alles reden, was ihnen in den Sinn kommt. Kein Thema muß zum Tabu erklärt werden.

Das heißt, wenn wir ein Thema zu besprechen haben, sollten wir es zunächst hintenanstellen und auf die Beziehung schauen. Machen wir uns nichts vor: Kein Sachthema läßt sich befriedigend lösen, wenn zwischen den Gesprächspartnern ein Beziehungsproblem besteht. Gangbare Lösungen sind dann prinzipiell nicht möglich, weil man dem anderen nicht gönnt, was er durch Wahl der entsprechenden Lösung erhält.Die gefährlichsten Fallen in Gesprächen sind Lösungen, die wir in das Gespräch bereits mit einbringen, vor allem wenn sie enthalten, was der andere tun soll. Zu wissen, was der andere tun soll, ist immer der Holzweg. Es ist eine Mißachtung des anderen! Besser ist es, zunächst die Bedürfnisse beider Seiten zu verstehen, den gemeinsamen Zielrahmen abstecken und auch gemeinsam nach Lösungen suchen, die dann die Bedürfnisse beider Seiten abdecken. Das geht aber nur, wenn wir die Verantwortung teilen: d.h. ich sage, was für mich stimmt und der andere sagt, was für ihn stimmt.

Je mehr wir diese Regeln beherzigen, desto erfolgreicher werden wir kommunizieren. Viel Erfolg!

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