Psychologie

"Landkarten" zum gegenseitigen Verstehen

Psychologie Psychologie für den Alltag Die eigene Lösungskompetenz

Psychologie für den Alltag

Die eigene Lösungskompetenz

Wenn Menschen zur Beratung kommen, haben sie ein Problem, das sie nicht lösen können. Oft steht dann das Problem so im Vordergrund, dass sie vollkommen vergessen, wieviel anderes in ihrem Leben sie „auf die Reihe“ bringen. Wer ein Problem hat, „weiss“ mit grosser Sicherheit, was ihm fehlt: z. B. Selbstwertgefühl, Gelassenheit, eine bestimmte Fähigkeit, der richtige Partner, der richtige Chef usw. Was er nicht weiss, ist, dass er eigentlich ein ganz anderes Problem hat: er kann sich nicht von seinem Problem lösen und vergisst darüber seine eigene Lösungskompetenz.

Als wir noch Kinder waren, wussten wir noch nicht viel von der Welt. Aber wir wollten sie kennenlernen, nahmen die Herausforderung an und lernten unermüdlich: zu sitzen, zu gehen, zu sprechen, einen Platz in der Familie zu haben, Wertvorstellungen zu entwickeln und was sonst noch zum menschlichen Sozialverhalten dazugehört. Wenn uns etwas nicht gelang, versuchten wir es immer wieder und lernten aus unseren Irrtümern.

Mit der Zeit fanden wir heraus, wer wir selbst sind, wie die anderen, die Welt und das Leben sind. Je mehr wir wussten, desto weniger waren wir bereit dazuzulernen. Es schien ja auch gar nicht mehr nötig zu sein. Wir wurden erwachsen, ergriffen einen Beruf, fanden einen Partner, gründeten eine Familie …

Wir richteten uns im Leben ein und wären glücklich und zufrieden, wenn - ja wenn es da nicht immer wieder Situationen gäbe mit denen wir nicht zurecht kommen, die uns Angst machen, den Schlaf rauben und uns vor Augen führen, dass wir gar keine Wahl haben, weil uns etwas wichtiges fehlt. Solange wir das nicht haben, meinen wir nicht weiterzukommen, im Problem stecken zu bleiben.

Nehmen wir einmal an, ein Wunder würde geschehen und über Nacht sei unser Problem verschwunden, ohne dass wir davon Kenntnis hätten. Woran würden wir am nächsten Tag denn merken, dass das Problem nicht mehr vorhanden ist? Was wäre anders in unserem Leben? Wie anders würden wir auf die neue Situation reagieren?

Stopp! Da kommt mir eine Idee: Wenn wir uns im Falle unseres Problems anders verhalten, wenn das Problem nicht da ist, könnte es doch sein, dass wir Ursache und Wirkung verwechseln? Vielleicht verhalten wir uns gar nicht „so“, weil wir ein Problem haben, sondern wir haben ein Problem, weil wir uns „so“ verhalten? Was würde geschehen, wenn wir uns in einer Situation so verhalten würden, als ob das Problem gar nicht bestehen würde? Mit Sicherheit würden wir eine andere Erfahrung machen - zumindest solange wir in der Lage wären, dieses andere Verhalten zu realisieren.

Das bringt mich auf eine weitere Idee: Suchen wir doch in unserer Erinnerung nach vergleichbaren Situationen, in denen das Problem nicht bestand oder geringer ausgeprägt war. Nur keine Hektik! Es mag etwas Zeit dauern, bis solche Erinnerungen vor unserem geistigen Auge auftauchen. Aber es gibt sie - bestimmt! Am besten sammeln wir gleich vier bis fünf solcher Situationen und die dazugehörigen alternativen Verhaltensweisen.

Was war in solchen Situationen anders? Was haben wir dazu beigetragen, dass es anders war? Wie ist uns das gelungen? Was haben wir da anders gemacht?

Spätestens jetzt sollten wir uns fragen, was eigentlich unser Ziel ist. Eine alte Spruchweisheit besagt nämlich, dass günstige Winde nur der nutzen kann, der weiss, wohin er will. Es geht deshalb nicht darum, was wir nicht mehr wollen, sondern, was wir stattdessen wollen. Etwas, das attraktiv für uns ist, das realistisch ist und in unserer Regie steht. (Einen anderen Menschen zu ändern, steht sicher nicht in unserer Regie!)

Wenn wir jetzt auf dem Weg zu unserem Ziel sind, können wir uns fragen: „ Wenn wir all das tun, was wir in den vorher gesammelten Ausnahmesituationen getan haben (in denen unser Problem nicht bestand), würde uns das helfen, unser Ziel zu erreichen?“

Wer diese Frage mit gutem Gewissen bejahen kann, der hat sich von seinem Problem schon etwas gelöst und damit den ersten Schritt zur Veränderung vollzogen!

Ist das nicht fantastisch?

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