Psychologie

"Landkarten" zum gegenseitigen Verstehen

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Psychologie für den Alltag

Metaphorische Räume

Bestimmt hat jeder von uns schon einmal einen plötzlichen Stimmungswandel erlebt. Wahrscheinlich hatten wir keine plausible Erklärung dafür. Es ist einfach passiert. Irgendein äusseren oder inneren Anlass hat uns veranlasst, von einem Moment zum anderen einen anderen Bewusstseinsraum zu betreten.

Ein „Bewusstseinsraum“ ist eine Metapher für die Form, wie wir unsere Erfahrung organisieren. Aufgrund unseres biologischen Verhaftetseins, sind wir nämlich nicht in der Lage, die Wirklichkeit zu erkennen, sondern müssen uns damit begnügen, dass wir vom ersten Moment unseres Lebens bis zum letzten Atemzug ständig an einem eigenen Modell von ihr basteln.

Auch hierfür gibt es eine Metapher: Das Leben ist wie ein unsichtbares Schloss und unsere Erfahrungen sind der Schlüssel dazu. Selbst wenn es uns gelingt unseren Schlüssel so zu formen, dass er das Schloss aufschliesst, so wissen wir noch überhaupt nichts über die Beschaffenheit des Schlosses. Damit müssen wir uns abfinden. Die Schlussfolgerung davon ist, dass alles, was wir im Alltag als sogenannte Wirklichkeit erleben, unsere ureigenste Erfindung ist. Es ist eine von uns selbst konstruierte Wirklichkeit. Ich gebe zu, wenn man sich das zu ersten Mal so richtig klar macht, dann klingt es ziemlich verrückt. Trotzdem empfehle ich jedem sich mit einer solchen Vorstellung anzufreunden, denn bei näherer Betrachtung, entdeckt man, dass sie für eine autonome Lebensgestaltung sehr nützlich ist.

Alles, was ich erlebe, ist dann nämlich gelernt. Somit wäre es möglich umzulernen.

Ein Beispiel. Vor einigen Jahren ging ich durch den Wald und sah einige Meter vor mir einen völlig platt gefahrenen oder getretenen Vogel liegen. Ein schauerlicher Anblick! Ich machte schon Anstalten, im grossen Bogen darum herumzugehen. Trotzdem schaute ich ein zweites Mal hin und entdeckte zu meiner Überraschung, das da ein Stück Zeitung lag, das von Sonne, Wind und Regen völlig zerfleddert war. Von jetzt auf gleich befand ich mich in einem anderen Bewusstseinsraum! Meine Stimmung änderte sich augenblicklich: Ich war erleichtert.

Dieser plötzliche Wechsel im Erleben von Wirklichkeit machte mich neugierig. Im Laufe der Jahre habe ich dann erkannt, dass unser Erleben immer mit den von uns selbst konstruierten Wirklichkeiten zusammenhängt.

Es ist ein richtiger Kreislauf: Wir nehmen etwas in unserer Umwelt wahr, deuten es und nehmen dazu Stellung durch bestimmte Gefühle oder reagieren mit einem bestimmten Verhalten. Ohne genau zu wissen wie, können wir im Zusammensein mit anderen auch etwas bewirken. Z.B. wie wir Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Vertrauen gewinnen. Das macht uns glauben, dass etwas so ist, wie wir es wahr-nehmen. Und so identifizieren wir uns mit bestimmten Rollen, die wir in bestimmten Szenen spielen. Wir sind unser eigener Regisseur auf der Bühne unseres Lebens! Unsere beraterische Begleitung und unsere Gestaltung von Gruppen richtet sich immer mehr auf die Arbeit mit Bewusstseinsräumen aus. Denn wir haben erkannt: Je mehr jemand lernt, seine Bewusstseinsräume umzugestalten, desto mehr wird er Meister seines Lebens!

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